WWW – Jörg Weißgerber – Abschied vom SVR-Lehrteam

Jörg Weißgerber – Abschied vom SVR-Lehrteam

am 10.09.2022 –  “Alte Mühle” Stein-Wingert / Altenkirchen


Allen ist klar, dass heute ein ganz besonderer Tag ist:
Es ist das Ende einer fast „unendlichen“ Lehrteam-Geschichte –  der Ära Jörg. Als Weggefährte Jörgs in dieser Zeit mein persönlicher Rückblick. 
Eine weltbekannte Buchstabenfolge ist mir als Leitgedanke eingefallen:  
” W W W “
Die Umdeutung des Kürzels auf hier und heute ergibt drei eng miteinander verflochtene „Begriffe“: 
Wintersport – Westerwald – Weißgerber

Der Wintersport im SVR und damit das Lehrwesen sind über 70 Jahre alt. Der Skiverband Rheinland wurde nach dem Krieg im neuen Land Rheinland-Pfalz im Jahre 1950 gegründet. Nachdem ich selbst im Jahr 1963 als Übungsleiter Grundstufe im SVR tätig geworden war, machte ich die persönliche Bekanntschaft mit Jörg 1969 in Stuben. Damals machte er den Übungsleiter.

1971 machte Jörg den Lehrwart (Skilehrer) und ist seitdem 50 Jahre im SVR-Lehrteam mit unzählbaren Einsätzen in den alpinen Aus- und Fortbildungslehrgängen.
1986 wurde er Referent Lehrwesen im Skibezirk Westerwald.
1990 wurde er Vorsitzender im Westerwald. Beide Ämter bekleidete er bis 2007.
Unübersehbar: „WWW“ – Wintersport-Westerwald-Weißgerber! Jörgs Markenzeichen ist ein ausgeprägter „sympathischer“ Westerwald-„Patriotismus“ . 

Einige Beispiele: 

Schauplatz:  Lehrteam-Fortbildung im Hotel „Alpaca“ in Lac de Tignes:
Rudi Cronrath, damaliger Referent Lehrwesen – gern aufbrausend – schimpfte unentwegt wegen einer Streitigkeit mit irgendeinem einem Westerwälder auf die „Waldmenschen“. Jörg und Ed Krauter – längst verstorbenes Lehrteammitglied aus Mainz –  griffen die Sache in einem legendären Auftritt auf.
Jörg nahm die Rolle des „Waldmenschen“ an und hielt eine Rede in deren „Ursprache“.  Wörtliches Zitat aus der Erinnerung „Wuholeboa Hrudi, Wuholeboa Hlilly, Wuholeboa Hlehrtim ….“. 
Ed übersetzte brav „Lieber Rudi, liebe Lilly (– das war Rudis Frau -), liebes Lehrteam…….“
die weitere Rede und Simultanübersetzung  verliefen natürlich unter schallendem Gelächter und der Friede war gerettet.

In einem lockeren Gespräch am Tresen provozierte ich ihn irgendwann mit der Tatsache, dass die linksrheinischen Landesteile doch eine viel frühere zivilisatorische Blüte durch die Kultur der Kelten und vor allem durch die kulturelle Prägung durch die Römer aufweisen.
Jörgs Konter aus seiner Sichtweise: viel entscheidender sei, dass der Westerwald gerade damals Jahrhunderte lang Teil des freien Germaniens war, und wenn die Römer sich über den Rhein wagten, gabs mit germanischer Kampfeslust immer was auf die Nase.  
Auch in einem anderen Vergleich schneide der Westerwald wintersportmäßig besser ab: er habe die härteren also besseren Winter mit mehr Schnee. → Stimmt einfach.

Zu Beginn seiner SVR-Präsidentschaft (2007) wurde über eine Gebietsreform zur Verschlankung der Strukturen verhandelt.
Aus 4 Bezirken sollten 2 werden.  Vorschlag des Präsidenten – kurz und bündig – : der Rhein ist Grenzlinie (wie zur Römerzeit):
rechts Westerwald – links  der „Rest“.    So kam es dann auch und ….. es hat sich bewährt.

Richtungsweisend fürs Lehrteam war Jörgs Initiative 1995, die ich als gerade neuernannter Referent Ausbildung begeistert  aufgriff: Jährlich soll ein zweitägiges  Lehrteamtreffen mit Arbeits- (Planungs-) und „Teambildungs“ – Einheiten stattfinden. Als gesellige Teile waren gemeinsame Mountainbike-Touren und die Abende im Hotel gedacht …und zwar in Altenkirchen.

Klaus Barrig übernahm viele Jahre professionell die Moderation der Sitzungen und Jörg organisierte regelmäßig das Hotel und als Ortskundiger tolle Touren rund um seine Heimat Altenkirchen. „WWW“…….

Da es nur wenige Unterbrechungen dieser Tradition gab,  dürfte eigentlich bald das Jubiläum „25-Jahre Altenkirchen“ anstehen.  

2007 wurde Jörg zum Präsidenten des Skiverbands Rheinland gewählt. Das Amt übte er bis vor einigen Wochen 15 Jahre lang aus.  Interessant und kurios: unsere Rollenverteilung:

Jörg war als Präsident mein Chef im Verband  – ich dagegen sein Chef im Lehrwesen. Es lief super: für ihn war die Förderung des Lehrwesens in jeder Hinsicht selbstverständlich – bei mir gab es nie ein Problem mit der routinemäßigen Verlängerung der Skilehrer-Lizenz.
Denn: Jörg ist absoluter Rekordhalter bei der Teilnahme an Lehrteam-Fortbildungen: von 1971 bis 2001 hat er jedes Jahr teilgenommen, seit 2003 bis heute auch fast immer (also fast 50mal).

Die Fortbildungsorte Tignes, Arlberg und Hintertux sind zweite Heimat für ihn und er nahm nicht selten den Ausbildern des Bundeslehrteams die Geländewahl und das Programm aus der Hand – besonders wenn sich Pulverschnee- oder Firnabfahrten anboten.

Beispiel einer gemeinsamen Problemlösung: Zum Fortbildungs-programm 2008 in Hintertux gehörte auch Freestyle. Ingo Eisert jagte uns in die Halfpipe und beim Rückwärtsfahren passierte es: Jörgs Patellarsehne riss oberhalb der Kniescheibe ab. Kurzentschlossen ließ er sich in einer Klinik vor Ort operieren. Da sein „Power“-Audi zum Transport ungeeignet war, erfolgte der Liegendtransport des Präsidenten – gepolstert auf Federbetten des Hotel Central – auf der spartanischen Rückbank meines Nissan in den Westerwald, wo er von der Familie in Empfang genommen wurde.
Zum „WWW“ kam bei dieser Gelegenheit ein viertes „W“ dazu: Au Weh!

Hinter dem „WWW“ kommt bekanntlich ein Punkt. Aber der Punkt bedeutet nicht Schluss!  Es geht ja weiter –  auch mit Jörg  …. wenn auch nicht im Lehrteam. An’s Aufhören als Rechtsanwalt denkt Jörg auch mit 74 Jahren nicht im geringsten. Mountainbike und Ski bleiben seine intensiven sportlichen Hobbys. Der Skiverband hat ihn 2022 mit der Ehrennadel in Gold mit Brillant geehrt. Das verpflichtet!  Er ist weiterhin im SVR Vorstand (Ehrenrat)   – und dem SC Altenkirchen steht er auch in Zukunft als Vorsitzender und Skischulleiter zur Verfügung.

Dem Lehrteam bleibt Jörg als Kumpel erhalten. Das ist Grund zur Freude – für mich – und sicher für uns alle.
Hans-Jürgen

Laudatio von Hans-Jürgen

Laudatio von Hans-Jürgen

“Alte Mühle” – wir waren dabei

 

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